
Mit über 100 Gästen war der Raum im KOMM in Düren bis auf den letzten Platz gefüllt, als die Bundestagsabgeordneten Dietmar Nietan und Norbert Spinrath im Namen der SPD-Bundestagsfraktion die Besucher zu der Diskussionsveranstaltung „Gesundheit darf kein Luxus werden“ mit Prof. Dr. Karl Lauterbach begrüßten. „Die SPD will die neue moderne Medizin für alle Menschen bezahlbar machen. Das wird ein wichtiger Punkt des SPD-Programms sein“, berichtet Nietan in seiner Einführung.
In seinem kurzweiligen und verständlichen Vortrag machte Prof. Lauterbach deutlich, dass es bisher noch keine Kostenexplosion im Gesundheitssystem gibt. „Das ist ein Mythos, der ausgeräumt werden muss“, so Lauterbach. Der Anteil der Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung betrage in den letzten Jahrzehnten immer um die 7% des Bruttoinlandproduktes. Das Gesundheitssystem stehe aber künftig vor großen Herausforderungen. Der demografische Wandel werde aber dazu führen, dass die Gesundheitskosten in den kommenden Jahrzehnten erheblich steigen werden, wenn die geburtenstarken Jahrgänge von Mitte der 50er Jahre bis Mitte der 60er Jahre ins Alter kommen. Auch teure neuartige Medikamente zur Krebsbehandlung werden zu einer Kostensteigerung beitragen. Lauterbach berichtet von Studien, die davon ausgehen, dass aufgrund der steigenden Lebenserwartung rund 50% der Menschen an Krebs erkranken werden.
„Wir stehen am Vorabend einer wesentlichen Kostensteigerung im Gesundheitssystem. Uns drohen Rationierungsdebatten, wenn wir die gesetzliche Krankenversicherung nicht auf breitere Füße stellen“, zieht Lauterbach sein Fazit. Die SPD will mit Lauterbach solche Debatten verhindern, in dem mit der „Bürgerversicherung“ ein Gesundheitssystem für Alle schaffen, in dem gesetzlich und privat Versicherte gemeinsam einzahlen. Ebenso sollen die Arbeitgeber stärker in die Pflicht genommen werden und die Versicherungsbeiträge wieder paritätisch finanziert werden.
In der weiteren Diskussion kritisierte Hausarzt Gerd Schloemer aus Düren die überbordende Bürokratie, die weniger Zeit für den Patienten lasse. Der Regionaldirektor der AOK, Waldemar Radtke, stimmte zu, dass die „sprechende Medizin“ nicht ausreichend finanziert werde und unterstützt eine Spezialisierung der Krankenhäuser in der Region, damit diese alle erhalten bleiben können.