


Noch 2 Tage bis zu Wahl. Endspurt. Mein alter Freund Martin Schulz löste ein Versprechen ein und kam nach Düren.
Martin Schulz ist Präsident des Europäischen Parlaments und in meinen Augen einer der ganz großen Europäer. Das Bürgerhaus Düren-Ost war mit über hundert Gästen voll. Wir erwarteten eine flammende Rede über Europa und wie es uns gelingen kann, die Europäische Union sozialer und demokratischer zu gestalten. Wir wurden nicht enttäuscht: Martin Schulz zog alle in seinen Bann. Es könne nicht sein, dass Banken gerettet würden, weil sie systemrelevant sind und Menschen im Süden-Europas im Müll wühlen müssten, um überhaupt etwas zu Essen zu haben, kritisierte der Präsident des Europäischen Parlaments die Krisenpolitik der Bundeskanzlerin.
Still wurde es, als Martin Schulz einen Satz in den Mund nahm, den an diesen Abend wohl keiner erwartet hatte: Ich selbst bin EU-Kritiker. Es gibt einfach Dinge, die müssen nicht in Brüssel geregelt werden, betonte Schulz mit Blick auf die zahlreichen SPD-Kommunalpolitiker im Saal. Darauf folgend warnte Schulz jedoch ausdrücklich davor, die Idee eines geeinten friedlichen Europas über Bord zu werfen. Über Jahrzehnte sei aus der Idee Europa eine Verwaltung geworden. Aber nun da die Verwaltung hakt, die Idee mit über Bord zu werfen, sei doch keine Lösung und sicherlich keine vernünftige Alternative.
Zum Abschluss seiner Rede betonte Martin Schulz seine Sorge, welchen Stellenwert die EU im Leben der Menschen habe. Bei seinen Besuchen in Afrika würden die Menschen weinen, wenn sie über die EU sprächen: Demokratie und Jahrzehnte des Friedens in der Mitte Europas. Das sind Errungenschaften nach den beiden schrecklichen Kriegen des 20. Jahrhunderts, die wir nicht leichtfertig aufgeben dürfen, fasste Schulz zusammen.
Am Montag wird es eine andere Bundesregierung geben, so Schulz am Ende seiner Rede. Entweder gewinnen wir alle oder verlieren wir alle. Deutschland muss sich seiner Verantwortung in Europa stellen. Wir Sozialdemokraten sind uns dessen bewusst und wollen Verantwortung übernehemen.