„Festzuschuss bei Zahnersatz darf nicht zu Zweiklassenmedizin führen“

Das Bild zeigt Liedgens, Nietan, Bartsch.

Ich habe den Dürener Zahntechniker Jochen Liedgens besucht. Er und Obermeister Klaus Bartsch, Vorstand der Zahntechniker-Innung Köln, informierten mich über den Umsatzeinbruch im Gewerbe, der u.a zu Entlassung geführt hat.

Dazu hier meine Pressemitteilung:

„Zahntechniker sind Handwerker, da kommt es auf Präzision und Qualität bei der Erstellung des Zahnersatzes an“, zeigt sich der Bundestagsabgeordneten Dietmar Nietan (SPD) nach einem Besuch bei dem Dürener Zahntechniker Jochen Liedgens beeindruckt.

Gemeinsam mit Obermeister Klaus Bartsch, Vorstand der Zahntechniker-Innung Köln, informierte Jochen Liedgens den Abgeordneten über die starken Umsatzeinbrüche der Zahntechniker, die gegenüber letztem Jahr bisher rund ein Drittel niedriger liegen. Viele Dentallabore mussten deswegen auch schon die Anzahl ihrer Angestellten verringern.

Ursache hierfür sei unter anderem, dass sich der Festzuschuss für Zahnersatz nicht an der Kostenentwicklung orientiere. Bei der Einführung des Kostenzuschusses in 2004 sollte der Festzuschuss rund die Hälfte der Kosten für Zahnersatz decken, tatsächlich würde heute aber nur noch rund 38% der Kosten gedeckt werden, erfuhr Sozialdemokrat Nietan von Obermeister Bartsch. Der Kostendruck würde von Krankenkassen und Zahnärzten auf die Zahntechniker abgewälzt. „Es muss ein Abrechnungssystem gefunden werden, dass die Zahntechniker als Partner sieht. Die Zahntechniker dürfen nicht zwischen Krankenkassen und Zahnärzten zerrieben werden“, meinte Nietan. Er forderte auch, dass der Festzuschuss zum Zahnersatz mit der Kostenentwicklung erhöht werden müsse. „Ansonsten wird der Unterschied zwischen den Kosten für einen Zahnersatz und dem Festzuschuss der Krankenkassen für die Patienten immer größer. Am Ende steht die Zweiklassenmedizin zwischen Patienten, die sich hochwertigen Zahnersatz leisten können und den Patienten, die auf günstigen Zahnersatz aus China angewiesen sind“, so Sozialdemokrat Nietan.

In der Tat wurde Nietan von den Zahntechnikern darauf aufmerksam gemacht, dass eine steigende Anzahl von Patienten aus Kostengründen ihren Zahnersatz im Ausland wie zum Beispiel in China fertigen lassen. Auch dies würde zunehmend zu den sinkenden Umsätzen beitragen. Dabei wurde von Bartsch und Liedgens kritisiert, dass einige Krankenkassen ihre Patienten direkt auf diese billigere Möglichkeit hinweisen. Für die Patienten sei Zahnersatz aus dem Ausland wegen der geringeren Kosten oft ein verlockendes Angebot, allerdings oftmals zu Lasten der Qualität. „Qualität hat ihren Preis. Es darf nicht sein, dass hier hochqualifizierte Arbeits- und Ausbildungsplätze in der Zahntechnik verloren gehen, weil ein Preisdumping viele Zahntechnik-Labore in die Knie zwingt“, äußerte sich Nietan. Stattdessen forderte er eine gesellschaftliche Debatte: „Wir brauchen eine intensive gesellschaftliche Debatte darüber, was uns wie viel wert ist. In einer Kfz Werkstatt sind die meisten Menschen bereit, einen hohen Stundensatz zu bezahlen, in der Pflege an Menschen ist für viele schon 28 Euro pro Stunde zu viel. Die Probleme der Zahntechniker haben mich sehr an diese Debatte erinnert“, so Nietan.